Pflicht- und treulos von ihren Compagnien desertiert!

Das waren Soldaten des Würzburger Militärs, und zwar sowohl Ausländische als Lands- und Stifts-Kinder. So schrieb Fürstbischof Johann Philipp Franz in einem Mandat am 25. April 1720. Die vielen Deserteure, übrigens keine Würzburger Spezialität, sondern ein verbreitetes Phänomen beim Militär dieser Zeit, waren ein Problem, weil die Würzburger Fürstbischöfe ihre Truppen gegen gutes Geld vermieteten (auch dies ein generelles Phänomen der Zeit). Im Spanischen Erbfolgekrieg, 1714 zu Ende gegangen, kämpften Würzburger Soldaten für den Kaiser, während der Fürstbischof dafür sehr erhebliche Subsidien erhielt. Da war es natürlich nicht schön, wenn die vermieteten Truppen immer kleiner wurden, weil so viele Soldaten desertierten. Desertieren war riskant, darauf stand eigentlich die Todesstrafe. Eigentlich. Denn die meisten Obrigkeiten hielten es wie der Würzburger Fürstbischof in diesem Mandat: Wer zurückkam, wer sich innerhalb von drei Monaten wieder bei seiner Compagnie meldete, der wurde nicht bestraft, sondern der erhielt Pardon. Der Fürstbischof versprach eine allgemeine Begnadigung. Bei den anderen, die sich nicht wieder meldeten, sollte allerdings hart durchgegriffen werden. Der Henker würde ihre Namen auf den Galgen schreiben, und bei Antreffen in Würzburg würden sie “nach der Schärfe der Kriegs-Rechten abgestraft werden”.

Würzburg hielt damals etwa 3000 Mann unter Waffen. Das Militär verursachte immense Kosten, in Kriegszeiten  konnten sie bis zur Hälfte der Gesamtausgaben des Hochstifts ausmachen. Was die Heldentaten der Würzburger Soldaten betrifft, ist man in letzter Zeit zurückhaltender geworden. So schreibt Florian Zwießler in einer Studie zu Würzburger Subsidientruppen über zwei Regimenter mit je 800 Mann: “Die gesamte Kampagne der beiden Regimenter in den Niederlanden 1747 bis 1749 war geprägt von hohen Verlusten durch Krankheit und hauptsächlich Desertion, während die würzburgischen Soldaten kaum Gefechtsbeteiligungen zu verzeichnen hatten.” (Florian Zwießler, Zu Strukturproblemen des Frühneuzeitlichen Militärs …, in: Würzburger Diözesangeschichtsblätter 80 (2017), 267-313)

Diözesanarchiv Würzburg, Mandate und amtliche Rundschreiben, WVI/1070. 1720 April 25. Recherche und Transkription: Jana Mathewes.