… das war die ungewöhnlich anmutende Bitte, die der Büttnermeister Andreas Ignatius Pfrengler im Oktober 1720 an den Fürstbischof richtete. Pfrengler lebte neben dem bekannten Schwanen-Wirtshaus, das von Zeit zu Zeit den einen oder anderen Fürsten oder Grafen beherbergte und etwa dort stand, wo sich heute das Kaufhaus „Wöhrl“ an der alten Mainbrücke befindet. Zwischen eben diesen beiden Häusern lag nun die Ursache für jenes Schreiben, die Quelle des üblen Geruchs, der durch die „abscheulichkeiten [entstand, die dorthin] geschuttet werden“, wie dem Brief zu entnehmen ist. Da man ihm alleine jedoch keinen Glauben hätte schenken können, lieferte Pfrengler gleich ein „Attestatum“ seiner Nachbarin, der Wirtin, mit, die die Ausführungen des Würzburger Bürgers bestätigt. Um den beschriebenen Angriff auf die Geruchsknospen zu verhindern, wollte Pfrengler an ebenjener Stelle einen Garten errichten. Dabei hatte er jedoch sicherlich weniger die akute Geruchsbekämpfung im Sinn, sondern wollte wohl eher der Entsorgung neuen Unrates vorbeugen. Zusätzlich sei der Garten auch eine Bereicherung für das Stadtbild und ein „plaisier“ für die hochrangigen Herren, die im Wirtshaus gastierten, führte er weiter aus. Eine so schön ausformulierte Bitte hätte der Fürstbischof wohl kaum ausschlagen können…
Wie der Ratsbeschluss (RP 80, folio 284) zeigt, erhielt Büttnermeister Pfrengler die Erlaubnis für sein Gärtchen – ob die unrechtmäßige Abfallbeseitung damit endete, ist nicht tradiert. Das Blatt folio 284 ½ ist in das Ratsprotokoll eingebunden und beinhaltet Pfrenglers eben beschriebene Supplik mit dem erwähnten Attestatum, den Umschlag mit Adresse und Vermerk der fürstbischöflichen Kanzlei sowie ein Gutachten über die Situation des Herrn Pfrengler, welches von der Kanzlei in Auftrag gegeben wurde und sicherlich ausschlaggebend für den letztendlichen Beschluss war. Mit diesem kompletten „Geschäftsgang“ stellt das vollständige Folio 284 inkl. der unter 284 ½ verzeichneten Unterlagen schon eine kleine Besonderheit in den Ratsprotokollen dar und ist somit ein echter Glücksfund.
Stadtarchiv Würzburg, Ratsprotokolle Bd. 80 (1720/21), folio 284 ½. Recherche, Transkription und Text: Kristin Heck.