Der Ludirector (Lehrer) Johann Stephan Becht und seine Ehefrau Maria Ursula Becht haben gemeinsam am 15.März 1720 einen Vergleichsrezess (Vertrag zwischen mehreren Parteien) aufgesetzt, um auch noch die 2. Hälfte ihres Hauses in Dettelbach an das Würzburger Kloster St. Stephan als Lehen zu geben. Die Beglaubigung erfolgte durch Gerardus Molitor vom Kloster St. Stephan in Würzburg.
Dem Rezess ist zu entnehmen, dass dieses Haus – auch als uffm Keller bezeichnet – im Zentrum Dettelbachs stand, in der Nähe der Pfarrkirche sowie der Scheune von Johann Conrad Lamprecht.
Für die erste Hälfte ihres Hauses mussten die Eheleute Becht dem Kloster bereits drei Denar (Pfennig) und zwei Fastnachtshühner jährlich zahlen. Trotz der Lehenbarmachung auch der anderen Hälfte sollte weiterhin der gleiche Betrag geleistet werden. Im Gegenzug wurden dem Ehepaar einmalig 26 Gulden vom Kloster St. Stephan zugesagt.
Sollte es einmal zu einem Kauf oder Tausch kommen, hätten dem Kloster von 100 Talern drei Reichstaler als Handlohn entrichtet werden müssen. Erfolgt dieser Kauf oder Tausch jedoch zwischen dem Ehepaar und den gemeinsamen Kindern, so sind diese vom Handlohn befreit. Sie konnten das Haus also in der Familie vererben.
Um was handelt es sich bei diesem sogenannten Handlohn?
Es handelt sich um eine Besitzwechselabgabe, d. h. in diesem Fall musste der Untereigentümer (Familie Becht) dem Obereigentümer (Kloster St. Stephan) einen einmaligen Geldbetrag zahlen, wenn sie das Haus verkaufen wollten.
Offen bleibt, warum das Ehepaar ihr Haus dem Kloster zu Lehen aufgetragen hat, wo es doch scheinbar nicht kinderlos war. So können nur Vermutungen darüber angestellt werden. Es wäre beispielsweise vorstellbar, dass dem Ehepaar das nötige Geld fehlte, um das Haus in Stand zu halten. Auch eine besondere Beziehung zum Kloster St. Stephan ist nicht auszuschließen. Als Effekt des Geschäfts erhielten sie jedenfalls wie bei einem Kredit bares Geld, im Gegenzug traten sie Eigentumsrechte an dem Haus ab.
Staatsarchiv Würzburg, Kloster St. Stephan Würzburg Urkunden 1003. Recherche und Text: Nadine Rabovsky.